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Rheumatoide Arthritis

Aus der Praxis

Tina R. klagt über schmerzhafte Schwellungen der Fingergelenke und eine Morgensteifigkeit der Hände, so dass ihr selbst die Zubereitung des Frühstücks Schwierigkeiten bereite. Außerdem fühlt sich die 43-jährige seit sechs Monaten schlapp und müde. In den letzten Tagen haben die Schwellungen der Fingergelenke zugenommen und auch die Sprunggelenke schmerzen inzwischen. In ihrer Arbeit als Floristin ist sie nun stark beeinträchtigt.

Im MVZ wird Tina R. von einem Rheumatologen gründlich untersucht. Der Arzt nimmt sich Zeit, nach ihren jetzigen Beschwerden und ihrer Vorgeschichte zu fragen. Nach zwei Tagen liegen alle Befunde vor und es folgt ein ausführliches Gespräch. Der Verdacht des Arztes hat sich bestätigt: Tina R. leidet unter rheumatoider Arthritis, einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung. Tina R. macht sich große Sorgen – wird der Arzt ihr helfen können?

Ursachen und Diagnose

Was ist Rheuma – und was ist die Ursache?
Rheuma ist ein Sammelbegriff für ganz unterschiedliche Krankheiten, die sich an Gelenken und/oder Weichteilen bemerkbar machen. Typische Beschwerden sind schmerzhafte Schwellungen der Gelenke und Einschränkungen der Beweglichkeit.

Die häufigste entzündliche rheumatische Erkrankung ist die rheumatoide Arthritis, die auch bei Tina R. festgestellt wurde. Etwa 1 % der Bevölkerung sind betroffen – Frauen dreimal so häufig wie Männer. Auch bei Kindern kann eine rheumatoide Arthritis auftreten.

Die genaue Ursache ist unklar. Immunologische Veränderungen spielen eine wesentliche Rolle, wobei körpereigenes Gewebe angegriffen wird.

Wie äußert sich eine rheumatoide Arthritis?
Die Krankheit beginnt oft schleichend – manchmal allerdings ganz plötzlich. Zu Beginn kommt es zu schmerzhaften Schwellungen der Finger- und Zehengelenke. Weitere Gelenke können betroffen sein – beispielsweise Schulter-, Ellenbogen-, Hüft- und Kniegelenke. Die geschwollenen Gelenke sind überwärmt und manchmal gerötet. Typisch ist eine Morgensteifigkeit, die länger als 30 Minuten anhält.

Wie wird die Diagnose gestellt?
Der Rheumatologe erfragt Beschwerden und Vorgeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei achtet er besonders auf Rötungen und Schwellungen von Gelenken, deren Beweglichkeit und eventuell vorhandene Fehlstellungen. Meist werden auch Röntgen- und Laboruntersuchungen durchgeführt, ggf. auch Ultraschall und MRT.

Therapie

Was kann die rheumatologische Therapie erreichen?
Ziel der rheumatologischen Therapie ist es, den Verlauf der Arthritis günstig zu beeinflussen. Eine Heilung im klassischen Sinn ist bisher leider nicht möglich. Allerdings können Medikament die Entzündungen sowie Schmerzen reduzieren und Gelenkzerstörungen verhindern.

Welche Medikamente werden eingesetzt?
Die wichtigsten Medikamente lassen sich 3 Hauptgruppen zuordnen:

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (Antiphlogistika) wie z. B. Ibuprofen oder Diclofenac wirken gegen Entzündungen und Schmerzen. Auf den langfristigen Verlauf der Erkrankung haben diese Substanzen allerdings keinen Einfluss.
  • Cortison wirkt sehr gut gegen Entzündungen und Schmerzen. Im akuten Schub einer Arthritis wird es höher dosiert – dann schrittweise reduziert. Um das Auftreten von Nebenwirkungen zu vermeiden, wird grundsätzlich versucht, mit einer niedrigen Dosis auszukommen. Wenn die Basistherapie wirkt, kann man auf Cortison verzichten.
  • Basismedikamente beeinflussen den Ablauf der Erkrankung direkt und verlangsamen den Krankheitsprozess. Die Behandlung erfolgt individuell und muss regelmäßig kontrolliert werden. Methotrexat (MTX) ist das bekannteste Medikament dieser Gruppe. Es lässt sich auch mit anderen Medikamenten kombinieren. Wenn klassische Basismedikamente nicht ausreichend wirken, kommen sogenannte Biologika zum Einsatz. Dieses modernen Medikamente greifen gezielt in das Immunsystem ein und können die Entzündungprozesse besonders wirksam hemmen.

Regelmäßige Verlaufskontrollen sind erforderlich, um die Aktivität der Erkrankung und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente zu erfassen.

Gibt es auch nicht-medikamentöse Therapien?

Ja – und sie spielen eine wichtige Rolle in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis. Sie können die Lebensqualität deutlich verbessern und helfen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Diese sogenannten Heilmittel werden in der Regel vom Arzt verordnet und individuell an die Beschwerden angepasst.

Dazu zählen insbesondere:

  • Physiotherapie: Sie unterstützt die Beweglichkeit der Gelenke, lindert Schmerzen und wirkt Muskelabbau entgegen. Ziel ist es, durch gezielte Übungen und Bewegungstherapie die Funktion der betroffenen Gelenke zu erhalten und die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern.

  • Ergotherapie: Hier liegt der Fokus auf der Verbesserung der Alltagsfunktionen – also der Fähigkeit, sich selbst zu versorgen, zu arbeiten und Freizeitaktivitäten nachzugehen. Dazu gehören beispielsweise Gelenkschutztechniken, der Einsatz von Hilfsmitteln oder das Training alltäglicher Bewegungsabläufe.

  • Physikalische Therapie: Wärme- und Kälteanwendungen, Elektrotherapie oder therapeutische Bäder können Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen. Welche Maßnahme sinnvoll ist, hängt vom aktuellen Entzündungsstadium ab.

Darüber hinaus kann auch das eigene Verhalten einen wichtigen Beitrag zur Linderung der Beschwerden leisten.

Dazu gehören insbesondere:

  • Rauchstopp: Nikotin wirkt entzündungsfördernd und kann die Wirkung bestimmter Medikamente abschwächen. Der Verzicht auf Zigaretten ist daher ein wichtiger Bestandteil der Therapie.

  • Ernährung: Eine antientzündliche Ernährung kann die Krankheitsaktivität positiv beeinflussen. Empfehlenswert ist eine pflanzenbetonte Kost mit viel Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, gesunden Fetten (z. B. aus Fisch, Olivenöl, Nüssen) und wenig tierischen Produkten. Zucker, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel sollten möglichst reduziert werden.

  • Nährstoffversorgung: Besonders Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin B12 sind für Menschen mit rheumatoider Arthritis von Bedeutung. Diese Nährstoffe unterstützen das Immunsystem und können Entzündungen regulieren. Eine gezielte Beratung und ggf. Labordiagnostik hilft, mögliche Mängel zu erkennen und gegebenenfalls gezielt auszugleichen.

Nicht-medikamentöse Maßnahmen sind kein Ersatz für eine medikamentöse Behandlung – sie ergänzen diese aber sinnvoll und tragen maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität bei.

 

Wie es bei Tina R. weitergeht

Der Arzt hat Tina R. eine multimodale Behandlung empfohlen: Medikamente, Ergotherapie und Krankengymnastik. Sie ist einverstanden, nimmt die Medikamente regelmäßig ein und arbeitet in der Therapie aktiv mit. Schon bald zeigen sich erste Erfolge: Die Schwellungen der Fingergelenke gehen zurück und die Morgensteifigkeit lässt nach. Außerdem normalisieren sich die Laborbefunde – Entzündungszeichen liegen nun nicht mehr vor. Leider können wir nicht von einer Heilung sprechen, aber die Prognose ist durchaus positiv. Die Basismedikamente beeinflussen den Verlauf der Erkrankung entscheidend.