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Arthrose der Kniegelenke

Aus der Praxis

Harald G. ist ein lebensfroher und aktiver Rentner. Doch seit einigen Jahren machen dem 67-jährigen die Kniegelenke immer mehr zu schaffen. Zunächst hatte er nur leichte Schmerzen nach längeren Spaziergängen mit seinem Hund. Später kamen "Anlaufschmerzen" hinzu: typische Beschwerden, die zu Beginn der Belastung auftreten und dann wieder verschwinden. Doch seit 14 Tagen ist das rechte Kniegelenk geschwollen, und Harald G. kann es nicht mehr strecken. Auf Drängen seiner Frau hat er nun einen Termin beim Orthopäden vereinbart. Als die Diagnose "Arthrose" gestellt wird, hat er viele Fragen ...

Ursachen und Diagnose

Arthrose trifft fast jeden
Grundsätzlich können alle Gelenke von Arthrose betroffen sein. Verschleiß der Kniegelenke – auch Gonarthrose genannt - gehört zu den häufigsten Arthrosen. Bereits im 50. Lebensjahr findet man bei etwa 50 % der Bevölkerung Zeichen von Verschleiß. Nach dem 70. Lebensjahr sind nahezu alle Menschen betroffen.

Was sind die Ursachen?
Häufig lässt sich keine eindeutige Ursache nachweisen. Auslösende Faktoren können sein: Fehlstellungen der Gelenkachse (X- oder O-Beine), Meniskusschäden, Verletzungsfolgen (Knochenbrüche oder Verletzungen der Bänder), Entzündungen oder Störungen des Stoffwechsels (Gicht, Diabetes mellitus u.a.).

Welche Beschwerden treten auf?
Typisch sind Gelenkschmerzen, Anlauf- und Belastungsschmerzen, ein Gefühl der Steifigkeit, verminderte Gehleistung und wetterabhängige Beschwerden.

Wie lässt sich Arthrose feststellen?
Bei der Untersuchung achten wir u. a. auf Fehlstellung, Schwellung, Flüssigkeit im Gelenk, Beweglichkeit, Bandlockerung und Zeichen für Meniskusschäden. Wichtig ist es, auch die Hüftgelenke und die Waden zu untersuchen, um weitere Erkrankungen nicht zu übersehen. In der Regel werden auch Röntgenbilder angefertigt, um das Ausmaß der Arthrose zu beurteilen.

Therapie der Arthrose

Ohne Operation: Die konservative Behandlung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Arthrose zunächst "konservativ", d. h. ohne Operation zu behandeln. Die Behandlung kann Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Eine Heilung im klassischen Sinn ist allerdings nicht möglich.

  • Medikamente
    Schmerz- und entzündungshemmende Substanzen (sogenannte Antiphlogistika) in Tablettenform wie z. B. Ibuprofen oder Diclofenac sollten nur kurzfristig und in Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Bei heftigen Schmerzen sind Cortison-Injektionen (Spritzen) in das Gelenk sinnvoll. Injektionen von Hyaluronsäure können helfen, falls Antiphlogistika nicht vertragen werden.
     
  • Punktion
    Wenn ein deutlicher Erguss (eine Flüssigkeitsansammlung) im Gelenk vorliegt, sollte das Gelenk punktiert werden. Dabei wird die Flüssigkeit mit Hilfe einer Spritze aus dem Gelenk abgezogen. Dies dient der Entlastung das Gelenkes zur Schmerzlinderung, außerdem kann die Flüssigkeit im Labor analysiert werden, um die Ursache des Ergusses zu klären.
     
  • Bewegungstherapie
    Bewegungstherapien mit Kraft- und Ausdauertraining haben sich bestens bewährt. Wissenschaftliche Studien belegen den besonderen Nutzen von kombinierten Programmen: Aufklärung der Patienten, Informationen über die Krankheit und ein 35- bis 40-minütiges Trainingsprogramm unter Anleitung erfahrener Physiotherapeuten.
     
  • Ergotherapie
    Hier wird trainiert, in Beruf und Alltag besser mit der Arthrose zurecht zu kommen, sich möglichst gelenkschonend zu bewegen und Stürze zu vermeiden.
     
  • Weitere Maßnahmen
    Ergänzend können u.a. eingesetzt werden: TENS (schmerzlindernde Reizstromtherapie, die auch zu Hause angewendet werden kann), Lasertherapie in Kombination mit Bewegungstherapie, elektrophysikalische Therapien, Stoßwellentherapie, Akupunktur

Wenn eine Operation nötig wird
In manchen Fällen ist eine operative Therapie der Arthrose sinnvoll. Doch Operation ist nicht gleich Operation – auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Arthroskopie (Kniespiegelung): Eine alleinige Gelenkspiegelung mit Spülung und Knorpelglättung hat sich nicht bewährt. Eine arthroskopische Meniskusoperation und die Entfernung von freien Gelenkkörpern können aber auch sinnvoll sein, wenn eine Gonarthrose vorliegt.
     
  • Künstlicher Gelenkersatz: Falls ausgeprägte Schmerzen und Deformierungen vorliegen und die konservative Therapie nicht ausreichend hilft, ist die Implantation eines künstlichen Gelenkes (Endoprothese) möglich. Der Erfolg der Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab: Übergewicht, exakte Technik der Operation und der Ausgangsbefund der Gelenkzerstörung.
     
  • Arthrodese: Bei ausgeprägten Knochen- und Weichteildefekten kann die Versteifung des Gelenkes erwogen werden.

Wie es bei Harald G. weitergeht

Der Orthopäde hat Harald G. zunächst eine intensive konservative Therapie empfohlen. Das stark geschwollene rechte Kniegelenk musste einmal zur Entlastung punktiert werden, da sich viel Flüssigkeit angesammelt hatte. Für einige Tage hat Harald G. auch entzündungs- und schmerzhemmende Medikamente eingenommen. Mittlerweile geht er regelmäßig zur Physio- und Ergotherapie. Durch die Kräftigung der Muskulatur kann er nun endlich wieder weitere Strecken mit seinem Hund gehen. Die Akupunktur hilft ihm zusätzlich. Falls eines Tages dennoch eine Operation erforderlich sein sollte, wird sich Harald G. bei seinem Orthopäden gründlich über die Möglichkeiten informieren. Denn für ihn steht fest: Er möchte auch in Zukunft in Bewegung bleiben!